Besonders zum Tag des internationalen Gebets
und der Reflexion gegen Menschenhandel
ermutigt uns Helmut Schlegel in einfachen Worten,
von der eigenen „fremden“ in uns selber ansprechen
zu lassen.
Höre doch, was sie sagt,
die Stimme des Fremden in dir.
Er weiß um dich, kennt deine Not
und geht mit dir den Weg.
Fühle doch, was sie lebt,
die Fremde des Fremden in dir.
Singe mit ihm ein neues Lied,
lade ihn ein zum Tanz.
Glaube doch, dass sie wächst,
die Sehnsucht des Fremden in dir.
Wohnen will er in deinem Haus,
bitte ihn, dass er bleibt.
Spüre doch, wie es brennt,
das Feuer des Fremden in dir.
Mache dich weit und öffne dich,
wenn er dein Herz berührt.
Helmut Schlegel, © 2015 Dehm Verlag, Limburg
Im Anblick der Situation in der Welt
mit Krieg und Unfrieden auf verschiedenen Ebenen könnten die Worte im folgenden Text
ein wahrhaft würdiges Gebet sein.
Gib Frieden, Herr, gib Frieden,
die Welt nimmt schlimmen Lauf.
Recht wird durch Macht entschieden,
wer lügt, liegt oben auf.
Das Unrecht geht im Schwange,
wer stark ist, der gewinnt.
Wir rufen, Herr, wie lange?
Hilf uns, die friedlos sind.
Gib Frieden, Herr, wir bitten!
Die Erde wartet sehr.
Es wird so viel gelitten,
die Furcht wächst mehr und mehr.
Die Horizonte grollen,
der Glaube spinnt sich ein.
Hilf, wenn wir weichen wollen,
und lass uns nicht allein.
Gib Frieden, Herr, wir bitten!
Du selbst bist, was uns fehlt.
Du hast für uns gelitten,
hast unseren Streit erwählt,
damit wir leben könnten,
in Ängsten und doch frei,
und jedem Freude gönnten,
wie feind er uns auch sei.
Gib Frieden, Herr, gib Frieden:
Denn trotzig und verzagt
hat sich das Herz geschieden
von dem, was Liebe sagt!
Gib Mut zum Händereichen,
zur Rede, die nicht lügt,
und mach aus uns ein Zeichen
dafür, dass Friede siegt.
Jürgen Henkys 1980, nach Geeg vrede Heer,
geef vrede“von Jan Nooter 1963, © Strube Verlag, München
Wenn wir neue Lieder singen,
nicht mehr von Strafe und von Streit,
wenn Gottes Melodien klingen
dann trägt die Welt ein Hoffnungskleid.
Wenn wir nicht nach Vergeltung schreien,
wenn statt der Faust ein Lächeln zählt,
wenn Rücksicht herrscht in unsern Reihen,
ist sie, wie Gott sie will, die Welt.
Wenn wir das Spiel Versöhnung spielen,
wenn wir erlöst uns drehn im Tanz,
nicht mehr im Schmutz von gestern wühlen,
erstrahlt die Welt in Gottes Glanz.
Wenn wir in Gott zur Freiheit finden,
wenn Unterdrückung wird beschämt,
wenn wir die Gier in Fesseln binden,
fällt ab für immer, was uns lähmt.
Wenn wir die Friedensglocken läuten,
wenn man die Kleinen groß sein lässt,
dann singt auch Gott vor lauter Freude
und deckt den Tisch zum großen Fest.
Helmut Schlegel (nach Psalm 149)
Das "Vater unser" Gebet neu interpretiert
Vater unser verborgen,
dein Name sei sichtbar in uns,
dein Königreich komme auf Erden,
eine Welt nach deinem Willen
mit Bäumen bis in den Himmel,
wo Wasser, Schönheit und Brot,
Gerechtigkeit ist und Gnade.
Wo Frieden endgültig errungen,
wo Trost und Vergebung ist
und Menschen sprechen wie Menschen,
wo Kinder hellwach und jung sind,
Tiere nicht länger gepeinigt,
nie ein Menschen mehr gemartert,
nicht ein Mensch mehr geknechtet.
Lösch die Hölle in uns,
leg dein Wort uns ans Herz,
brich die eisernen Mächte,
brich das Böse entzwei.
Von dir ist die Zukunft,
komme, was kommt.
Von dir ist die Zukunft,
komme, was kommt.
Juub Oosterhuis (Übertragung: Annette Rothenberg Joerges)
aus: Huub Oosterhuis, Du Atem meiner Lieder: 100 Lieder und
Gesänge;@2009 Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau)